Nach 20 (wilden) Tagen erreiche ich mein erstes grosses Ziel: Bulgarien! Hier werde ich Zeit mit meiner Freundin verbringen, die aus Bulgarien kommt. Das ist so schoen sie hier wiederzusehen, das kann mensch sich vorher kaum ausmalen, welch ein Gefuehl das ist. In der aeltesten Stadt Europas, in Plovdiv, werden wir uns auf einen Trip in Bulgariens Natur vorbereiten. Wo es genau hingeht, wissen wir noch nicht. Doch wir favorisieren Rila und die sieben Seen als Startpunkt.


Route nach 20 Tagen. Rote Punkte stellen Uebernachtungen dar. Karte: www.openstreetmap.org

Es ist Zeit, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen:

  • etwa 2700 km per Anhalter mit insgesamt 25 Mitfahrgelegenheiten aus 8 Nationen
  • etwa 120 km mit oeffentlichen Verkehrsmitteln
  • etwa 300 km zu Fuss (ganz grobe Schaetzung)
  • 5 Naechte im Freien – Rest bei Freunden, im Kloster oder in Hostels

Es macht solch eine Freude und Wonne auf diese Art und Weise unterwegs zu sein. Ich habe viele wundervolle Begegnungen gehabt. Von mittlerweile nicht mehr zaehlbaren Menschen wurde mir der Weg gewiesen, Lebensmittel und Getraenke gegeben, Mitfahrgelegenheiten angeboten und Gesellschaft geschenkt. Natuerlich gab es auch nervtoetende Momente und Phasen, die mich wirklich herausforderten. Beispielsweise war ich extra 14 km zu Fuss zu einem Rasthof bei Ljubljana gegangen um Richtung Zagreb zu trampen. In meinem Kopf noch das Bild, dass ab Slowenien das Trampen schneller und einfacher gehen wuerde. Doch das Gegenteil war der Fall. An dieser Raststaette wartete ich geschlagene 2,5 Stunden bis ich von einem franzoesischem Paerchen bis nach Belgrad (Beograd) mit einer Uebernachtung auf einem Campingplatz mitgenommen wurde. Genau diese herausfordernden Situationen erinnertn mich immer wieder daran, was fuer ein Geschenk ich hier erleben darf, in meinem Koerper auf Mutter Erde. Trotz der destruktiven Zeit, in welcher sich die Menschheit nach wie vor befindet. Immer wieder zeigt sich, dass alles da ist und wir in Fuelle leben. Wir sollen es auch mal dankend annehmen!

Auf die Destruktivitaet  richte ich mein Augenmerk kaum noch. Es ist traurig genug, was so geschieht, da bringt es wenig, sich selbst davon noch herunterziehen zu lassen. Was wirklich am gravierendsten in diese Richtung auffaellt, ist der extensive Konsum von Bildschirmen aller Art, insbesondere Smartphones. Das ist wahrlich erschuetternd, das in fast allen Gesellschaften wo ich war zu beobachten. Doch bliebe ich bei den Dingen, die mich an dieser Welt erschuettern, haette dieser Artikel kein Ende.

Deshalb schreibe ich euch viel lieber ueber all die wundervollen Begegnungen, die ich bereits erfahren durfte. In der Hoffnung auch fuer diese Menschen eine wundervolle Begegnung gewesen zu sein.


Nina und Ben, die eine sieben monatige Europareise machten, mit mir am Bodensee.

Die Begegnung mit Nina und Ben hatte ich bereits in einem vorherigen Artikel erwaehnt. Doch war es eine so „unglaubliche“ (und doch sehr glaubliche) Begegnung, diese beiden am Bodensee an genau derselben Zunge zu treffen. Sie hatten dort ihre letzte Nacht einer sieben monatigen Europareise zu Ende verbracht und teilten einige interessante Informationen mit mir. Vor allem: Wenn du es in dir spuerst, solch eine Reise machen zu wollen, mache es. Das war einer ihrer wichtigsten Erkenntnisse, die sie mit mir teilten.


Ljubljana

Ein Restaurant und Kulturtreffpunkt als Migrationsprojekt in Ljubljanica.

Als ich spaet abends mit Mio (einem Kroaten) nach Ljubljana kam, wollte ich zur Sicherheit lieber ein Hostel fuer eine Nacht nehmen. Nach kurzem Barfusserkundungsspaziergang bin ich auf das Restaurant Skuhna gestossen. Am naechsten morgen war ich ziemlich unsicher, wie ich fortfahren sollte. Zusaetzlich regnete es ziemlich stark. Ich las ein Zitat von Yogi Bhajan: „There is a way, for every block.“ (Es gibt einen Weg fuer jede Blockade) Mal wieder passend. Danach ging ich in das Restaurant und stellte mich kurz vor und fragte, ob ich gegen Arbeit etwas zu essen erhalten kann. Und so nahm ein sehr abenteuerlicher Tag seinen Weg 🙂

Seit 2006 besetztes ehemaliges ROG-Firmengelaende in Ljubljana. Jetzt Treffpunkt fuer Kuenstler, Migranten uvm.

Durch den Kontakt im Skuhna wurde ich mit dem chaotisch selbst organisierten ROG in Verbindung gebracht. Dort lernte ich einen wirklich inspirierenden und vorbildlichen Nigerianer kennen, der viel Gutes fuer diesen Ort tat und dort eine Art Ansprechpartner und Organisator war (natuerlich nicht offiziell). Von diesem Mann lernte ich, wie wichtig es ist Teufelskreise zu durchbrechen und Gutes fuer seine Mitmenschen zu tun. Er besorgte mir dort spaeter auch eine Uebernachtungsmoeglichkeit, fuer dich ich sehr dankbar war, obgleich es ein stinkendes, dreckiger Raum dieses Gelaendes war – bessser als draussen im starken Regen (der diese Nacht vorherrschte).


Kunst im ROG.


Freiwillige Feuerwehr von Šmarje – Sap bot mir Speise, Getraenke und Gesellschaft.

Die Begegnung mit der freiwilligen Feuerwehr in Šmarje-Sap (bei Ljubljana), sowie geschenkte Backwaren zuvor in derselben Stadt haben mir an diesem Tage echten Auftrieb verschafft.

An genau jenem Tag wartete ich 2,5 Stunden an einer Raststaette auf die naechste Mitfahrgelgenheit. Das waren dann Fabrice und Raluca (aus Frankreich), die mich wirklich sehr unterstuetzt haben! Sogar eine kostenfreie Nacht auf dem Campingplatz haben sie mir im Endeffekt ermoeglicht. Bei Ihnen im sehr gemueltichen Wohnwagen konnte ich in Ruhe den Grossteil des wundervollen Buches „Der kann die Zukunft migestalten“ lesen. Danke vielmals fuer dieses Geschenk!


Hostel Balkan Soul

In Belgrad – fuer mich eine Riesenstadt – habe ich intuitiv und aufgrund freundlicher Bewohner ein wundervolles Hostel nahe des touristisch viel besuchten Kalemegdan-Parks (die alte Burgfestung). Wundervolles Personal, Sauberkeit und ein richtig schoener Gemeinschaftsraum samt Kueche war fuer 11,50 Euro pro Nacht im 10-Bett-Zimmer zu haben. Danke an Bojan und Aleksander von dort. Ich habe mich inmitten dieser riesigen, reizueberflutenden und teils dreckigen Stadt echt nicht so wohl gefuehlt – aber im Balkan Soul (das wirklich eine Seele hat!) konnte ich gut ankommen und zur Ruhe kommen, sowie spannende Menschen aus aller Welt (Bharain, Australien, Iran uvm.) kennen lernen. Vielen Dank!

Gemeinschaftsraum im Hostel Balkan Soul.

Doch lerne ich aus dieser Grossstadterfahrung ebenso: Ich werde diese Orte ab sofort auf meiner Reise meiden! Auch als ich gestern in Sofia ankam, nach dieser wundervoll erholsamen Nacht in dem Kloster mitten in der Natur, spuerte ich, wie anstrengend die Stadt sein kann. Natuerlich ist auch das wieder Einstellungssache, doch ist es schlicht und ergreifend so, dass es in der Natur viel besser funktioniert, zu sich selbst, zu Inspiration und Gelassenheit zu kommen.


Serbisch orthodoxes Kloster in Poganova. Wundervolle Natur und inspirierende sowie gastfreundliche Menschen erwarteten mich dort. Das Kirchengebaeude steht seit mehr als 700 Jahren und ueberlebte sogar 500 Jahre Besatzung des osmanischen Reiches. Diesen Ort werde ich nie vergessen!

In Dankbarkeit fuer alles was mir bisher auf dieser Reise zu Gute kam, von den vielen Begegnungen, von denen ich lernen durfte. Danke, danke, danke!

Ich werde hier in Bulgarien erst einmal etwas ruhiger machen. Mal sehen, wann es den naechsten Beitrag gibt. So lange bin ich hier bei meiner Freundin und ihrer Familie, in der Natur, auf der Suche nach inspirierenden Menschen (und umgeben von solchen).

Frieden sei mit euch


5 Kommentare

Cindy · 12. Mai 2018 um 14:18

Lieber Björn,

vielen lieben Dank für deine schönen Reisegeschichten:).
Du gibst dir wirklich viel Mühe,die Interessierten daran teilhaben zu lassen!
Ich wünsche dir nun erstmal eine richtig gute,erholsame Zeit mit Vili(grüße sie bitte von mir)!
Lasst nun einige Zeit euer gemeinsames Licht auf eurem Weg leuchten:)!

Alles Liebe Cindy

Nikolaus · 19. Mai 2018 um 19:16

Lieber Björn,

vielen Dank für dieses schöne Gemälde einer ganz besonderen Reise. Es erfrischt mich gerade sehr nach einem anstrengenden Küchenarbeitstag deine Geschichten zu lesen. Schön wie du dich so verhältst in der Welt, all die bewusste Dankbarkeit und die Offenheit, sind mir wirklich ein Vorbild. Ich freue mich deine „Reiselinie“ zu sehen sie sieht ein bisschen aus wie eine öffung Deutschlands in den Osten 🙂

Hast du deinen Tramperdaumen noch?

Liebe Grüsse an dich und Vili, habt eine schöne Zeit.

Nikolaus

    bjoern · 19. Mai 2018 um 21:34

    Hey Nikolaus,
    Ja, der Anhalter Daumen existiert noch und tut auch hier in Bulgarien gute Werke. Heute ließ er mich 300 Km von Plovdiv nach Sinemorets trampen 🙂
    Alles Liebe nach Basel
    björn

Jakob · 20. Mai 2018 um 12:14

Hi Bjorn!
I’ve been checking your blog since you were at our volunteer fire department. Alles gut!
Just to correct- the town is called Šmarje – Sap and our department is called PGD Šmarje – Sap.
You may follow us on Facebook! 🙂
I approve your decision to take this travel and everything. All good in your future!

    bjoern · 20. Mai 2018 um 12:29

    Hey Jakob,

    Thanks for your correction and following, I will just change it in the article.
    It was, like I wrote, really a pleasure for me, to meet you firefighters in Šmarje and for your food, drinks and community. That was strengthening on my journey!

    Peace be with you and your whole PGD in Šmarje
    bjoern

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