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„Wer sich selbst nicht auf die rechte Art liebt, kann auch andere nicht lieben. Denn die rechte Liebe zu sich ist auch das natürliche Gutsein zu anderen. Selbstliebe ist also nicht Ichsucht, sondern Gutsein.“
Robert Musil (österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker)
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. In heiterer Manier des Maskenballs, der sich tagtäglich abspielt, sind authentische Persönlichkeiten rar geworden. Es ist supereinfach, sich hinter einer angestammten Maske zu verstecken, bloß nicht über etwas tiefgründiges oder ernsthaftes nachzusinnen, sondern einfach eine Rolle einzunehmen. Viele gut gemeinte Ratschläge in die Richtung „Sei du selbst“ gibt es ständig zu hören, doch kaum jemand lebt diese wirklich. Welch ein Widerspruch!
Paradoxerweise habe ich erst von Kurzem einen Ferienjob ausgeführt, bei dem ich mein wahres Selbst durchaus vernachlässigt habe. Ich hatte weiter gemacht, obwohl die Bezahlung für die geleistete Arbeit zu wenig sein wird, obwohl mein Innerstes solche Jobs nicht mehr nur für Geld annehmen wollte, obwohl ich nichts wirklich sinnstiftendes für mich oder die Allgemeinheit geschaffen habe (ich habe Tennisplätze in Stand gesetzt – ein absoluter Luxus unserer Gesellschaft). Natürlich hat mir die Arbeit trotzdem viel gebracht (mich zum Beispiel körperlich auf meine Tour vorbereitet). Doch möchte ich künftig aus genannten Gründen einfach nicht in einem solchen Arbeitsverhältnis tätig sein. Erwarte also nicht, hier die Worte des Meisters der Echt-Sein-Kunst zu lesen, sondern viel mehr die Worte eines von Herzen Suchenden, der bereit ist seine (ihm Leid gewordenen!) Masken abzustreifen. Gerade solche Erfahrungen, wo ich unecht war, zeigen mir immer wieder, wie wichtig es ist einfach echt zu sein und du selbst zu bleiben – egal in welcher Umgebung.
Fernseher aus, Augen auf
Diesen Schritt kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen. Wenn du glaubst, einen Fernseher zu brauchen, um Informationen zu erhalten oder tiefgründige Filme/Dokumentationen, dann behalte ihn für diesen Zweck. Aber ich schreibe dir: Du brauchst keinen Fernseher, du brauchst ebenso wenig stundenlang vor dem Internet oder deinem Smartphone sitzen, vor Facebook, Twitter oder Instagram. Du brauchst persönliche wertvolle Kontakte, Kontakt zu deiner Seele, zu deiner inneren Stimme, Intuition und Wahrheit. Du brauchst Kontakt zur Natur, Mutter Erde und Vater Sonne. Du brauchst Kontakt zu deiner Familie (!).
Was möchtest du später mal weitergeben können? Dass du täglich drei Stunden fern gesehen hast in einem hypnotischen Bewusstseinszustand oder dass du selbst etwas geschaffen hast, deinen persönlichen Zielen nachgegangen bist? Du entscheidest mal wieder. Ich kann dir nur schreiben, wie sehr der Rausschmiss meines Fernsehers aus meinem Leben mich positiv beeinflusst hat. Mehr Zeit zum wirklichen Ausruhen und wichtigen Dingen, weniger Ablenkung und klarere Gedanken. Zudem wirst du auch weniger von dem Schrott der im Fernsehen häufig läuft manipuliert, das braucht wirklich kein Mensch.
Das ist bereits ein großer Schritt um echt zu sein/werden, der seine Zeit braucht. Bedenke immer wieder: Alles braucht seine Zeit. Nicht jeder muss das gleiche tun, um vorwärts zu kommen im Leben. Doch deinen Fernseher, den brauchst du wahrlich nicht. Nichts wird dir fehlen. Ganz im Gegenteil. Du wirst es dir sehr danken.
Authentisch sein
Wenn du nicht mehr solche Verbiegung mitmachen möchtest, wie ich sie bei der Ausübung des Ferienjobs machte, dann sei dir selbst und der Welt gegenüber authentisch. Es gibt keine Fehler auf unserem Lebensweg, sondern nur zu lernen.
Stehe zu dem Wort, welches du sprichst. Stehe zu den Taten, die du tust. Grundlegend wichtig dafür ist natürlich auch nur das zu sagen und zu tun, was du bist. Worte müssen wahrhaftige Informationen und echte Gefühle enthalten, wenn sie gesprochen werden. Also höre auf, jemand zu sein, der anderen gefallen möchte. Höre auf, dich für andere zu verbiegen. Wenn diese anderen das wirklich von dir wollen, dann können sie es nicht wirklich gut mit dir meinen.
Ich schreibe hier nicht davon, keine Kritik, Tips und Hinweise mehr von anderen anzunehmen. Ganz im Gegenteil. Ich schreibe über das verbiegen für andere. Es geht ebenso wenig darum jetzt bockig nur noch seinen Kopf durchzusetzen. Authentisch sein bedeutet ebenso, die Athentizität anderer zu achten. Wenn sie diese nach wie vor hinter Masken verstecken (z.B. dummen Sprüchen), dann reagiere nicht darauf. Sprich mit der Seele, dem anderen wahren Selbst hinter dieser Maske. Du wirst sehen. Du kannst Authentizität durch eigens ausgelebte Authentizität in anderen wach rütteln.
Du selbst sein
Du bist ein Künstler, lebst das aber nicht aus?
Du würdest gerne Gedichte schreiben und sie deinen Freunden vorstellen, denkst aber das sei albern?
Dein Innerstes sehnt sich danach barfuss durch den Wald zu laufen und einfach den Moment zu genießen, doch du tust es nicht, weil das nur Verrückte tun?
Da frage ich mich: Wer ist hier verrückt? Der seiner inneren Stimme nachgeht, sein Wesen und seine Wünsche noch fühlt oder der all dies konsequent unterdrückt und hinter einer gesellschaftlich akzeptierten Maske versteckt? Du kennst die Antwort.
Dich deinen Ängsten/deinem Schatten stellen
Die schwierigste Sportart ist die, über seinen eigenen Schatten zu springen. Das meint nicht nur, seinen (falschen) Stolz herunterzuschlucken, sondern ebenso, sich seinem Schatten zu stellen. Dich auch dann noch bedingungslos zu lieben, selbst wenn sich dir deine tiefsten Ängste, Wunden und (Kindheits-)traumata offenbaren. Das ist eine der größten Herausforderungen für uns alle, weil wirklich jeder von uns sein Packet mit auf den Weg bekommen hat. Doch du machst es nicht leichter, indem du es ignorierst, weglächelst oder sonstwie unbeachtet lässt, obgleich es doch wie ein Elefant im Wohnzimmer steht!
Jeder von uns hat schon etwas in seinem Leben gemacht, was andere Menschen verletzt hat. Jeder hat Muster, die potentiell dazu führen andere und sich selbst zu verletzen. Bitte schau dort hin und verzeihe dir dafür. Bitte auch diejenigen, die du verletzt hast um Verzeihung. Insbesondere mit deiner Familie wirst du dahingehend einiges zu klären haben. Das ist ein großer Schritt, wage ihn, wenn du bereit dafür bist.
Genauso möchte ich dich dazu anregen es zu wagen, zu verzeihen. Denn deine Schatten, deine Ängste haben Gründe, die oft in der Kindheit ihre Ursachen haben.
Ich kann aus eigener Erfahrung schreiben, wie unheimlich wertvoll es jedes Mal war, meine Angst, meine Schatten anzusehen, anzunehmen oder gar zu überwinden. Sei es im Ansprechen unangenehmer Tatsachen oder eigener Meinungen (die nicht immer richtig waren). Sei es in meiner Familie oder unter Freunden. Sei es einfach mir selbst gegenüber. Ich schreibe hinzu, dass es dazu manchmal professioneller Hilfe bedarf, da noch viel in uns und unseren Familien im Agen liegt. Bedenke, dass oft noch Traumata (und auch Volkstraumata, wie aus dem zweiten Weltkrieg) in der Familie oder dir selbst liegen. So etwas muss liebevoll angesehen und wenn angebracht aufgearbeitet werden. Da gibt es professionelle Unterstützung aller Art für – scheue dich nicht, diese in Anspruch zu nehmen.
Damit stellst du dich bereits deinen Ängsten. Das soll nicht bedeuten, darin (und in der Vergangenheit) auf Gedeih und Verderb herumzuwühlen. Viel mehr geht es ums loslassen davon.
Marie Curie soll dazu gesagt haben: „Nichts im Leben muss gefürchtet, sondern lediglich verstanden werden. Jetzt ist die Zeit mehr zu verstehen, so dass wir hoffentlich weniger Angst haben.“
Du beginnst dir deiner Ängste bewusst zu sein, nicht länger in ihre Muster zu tappen (z.B. hoch emotional werden, lügen, Exzesse feiern, sich vollstopfen mit Essen oder Informationen…). Du wirst langsam aber sicher angstfreier. Dass mensch jemals dauerhaft angstfrei sein kann halte ich für ziemlich illusorisch, irgendwelche Zweifel und Ängste kommen doch immer wieder auf. Es soll auch nicht um Perfektionismus gehen! Wichtig ist der Umgang mit deinem Schatten. Alleine ihn anzusehen zeugt schon von großem Willen. Wir sind diejenigen, die diesen in seine Schranken weisen können – anstatt uns von ihm in die Schranken weisen zu lassen.
Still werden
In der Ruhe liegt die Kraft.
Hier findest du die wirklich wichtigen Impulse. Hier erfährst du, was wirklich zählt.
Ziehe dich dafür gerne auch aus Gesellschaft und Alltag heraus, z.B. an einen Kraftort.
Du kannst anfangen mit einfachen Meditationen. 15 Minuten still hinsetzen und nur auf die Atmung achten – alle Gedanken beiseite ziehen lassen – ist schwieriger als mensch meinen mag, wenn mensch sich ständig mit seinen Gedanken identifiziert. Es gibt viele wunderbare Meditationsformen, schau dich einfach offenen Herzens um.
Du kannst in ein entlegeneres Stück Natur fahren (Wald, Moor, Grünland) und dort einfach mal die Schönheit des Seins erfahren in Stille.
Du kannst mal versuchen mit anderen gemeinsam eine Stunde lang zu schweigen, ganz bewusst.
Für Fortgeschrittene gibt es einen Schweige-Rückzug von 10 Tagen, als Vipassana Meditation. Ich selbst habe dies noch nicht praktiziert, jedoch von mehreren Menschen gehört, wie erkenntnisreich diese Zeit des Schweigens und Meditierens für ihr Leben war.
Wenn du echt sein möchtest, du selbst sein möchtest, halte ich dich an (im wahrsten Sinne des Wortes) zu entschleunigen, dir Ruhe zu gönnen und regelmäßig in Stille zu kommen.
Dankbarkeit
Schaue dir einfach in Ruhe dieses Bild an. Welch eine Farbenpracht sich dir offenbar, welch ein Naturschauspiel, welch ein Wunder, dass dieser winzige Vogel (ein Kolibri) im stehen fliegend den Nektar dieser Pflanze genießen kann. Wie dankbar kannst du dich schätzen, Zugang zu diesem Foto zu haben? Unmittelbaren Zugang zu diesem einzigartigen, wundersamen Augenblick.
Jeder Tropfen Wasser, jedes Molekül Sauerstoff, jede Zelle deines Körpers – all dieses wunderbare Zusammenspiel der Dinge, welches sich tagtäglich abpspielt – fang an, dankbar dafür zu sein. Nichts von dem was dich am Leben hält ist selbstverständlich. Jedes inspirierende Wort, jeder selbstlose Handlung, jedes ehrliche gemeinte freundliche Gesicht ist ein Grund dankbar zu sein.
Selbst in schweren Zeiten, oder gerade in schwerzen Zeiten, ist es wichtig, dich daran zu erinnern, wofür du dankbar sein kannst. Sprich es laut aus.
Du darfst dankbar für deine Eltern sein, selbst wenn es noch offene Wunden zwischen euch gibt. Doch sie schenkten dir dein Leben.
Du darfst dankbar für deine Gesundheit, dein täglich Brot, den Strom aus der Steckdose, den Sternenhimmel, deinen Lebensgefährten, den Bäumen, Mutter Erde, deinen Freunden, deiner ganzen Familie und dir selbst sein. Selbst wenn es zich Dinge gibt, die noch zu verbessern sind, die vielleicht sogar jetzt unverzeihlich für dich sind, es gibt immer Dinge, wofür du dankbar sein kannst. Bitte mache das zu einem täglichen Ritual, das schärft deinen Sinn für dein wahres Selbst – für dein Du selbst sein.
Deine Einzigartigkeit ist wertvoll
Sei du selbst, die anderen gibt es schon. Ließ diesen Satz mal so lange, bis du ihn wirklich realisiert hast.
Ich persönlich glaube daran, dass wir Menschen als großer zusammenhängender Organismus Eins sind. Wenn jeder von uns wirklich seine Rolle in diesem Organismus einnimmt, also ganz er/sie selbst ist, harmoniert dieser Organismus. Von diesem Zustand sind wir aus vielerlei Gründen bedauerlicherweise wirklich weit entfernt. Selbst wenn du darüber schmunzeln solltest, so lohnt es sich doch allemal diese Perspektive einfach mal einzunehmen.
Du bist ein einzigartiges Wesen. Du bist wichtig. Du bist wertvoll. Ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Einfach Kraft deiner Existenz. Egal was die anderen sagen, egal was dir bisher in deinem Leben eingetrichtert wurde.
Das heißt nicht, dass du besser oder schlechter als andere bist. Es heißt, jeder Mensch ist einzigartig und wenn wir uns mehr in unserer Einzigartigkeit anerkennen, erkennen wir auch mehr unsere Unterschiede zu schätzen und uns zu ergänzen, anstatt uns in unserer Andersartigkeit zu bekämpfen. Es geht nämlich nicht darum, deine Einzigartigkeit über die Einzigartigkeit der Anderen zu stellen. Dann hat mensch es mal wieder nicht begriffen. Es geht dabei um Wertschätzung und Liebe – auch des anderen.
„Wenn du Gott nicht in allen Menschen sehen kannst, kannst du ihn überhaupt nicht sehen.“ (Yogi Bhajan, 1929 – 2004, brachte Kundalini-Yoga in den Westen).
Gewaltfreie Kommunikation
Zur Kommunikation in unserer Gesellschaft muss voran gestellt werden, dass wir auch mal lernen dürfen, etwas nicht direkt per Push-Nachricht wissen zu müssen. Gibt es ein Menschenrecht auf permanente Berieselung von allen Seiten? Durch diese Überreizung unserer Sinne sind wir kaum noch zu tiefgründiger Kommunikation im Stande, bzw. dafür bereit. Es ist bereits zu einer Sucht für viele geworden, ständig mit anderen über technische Mittel zu kommunizieren. Viele wollen das weiter ausbauen, nennen es Digitalisierung. Ich schreibe: Lasst uns erst einmal lernen miteinander bewusst über Relevantes (also unsere Gefühle, unsere politische Meinung, unsere Entdeckungen und Ideen…) zu kommunizieren und miteinander umgehen zu können. Dann können wir über eine weitere Beschleunigung von Kommunikation reden.
Du selbst sein bedarf nicht nur einer Selbsterkenntnis, sondern auch einer Kommunikationsform. Diese ist wunderbar in der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg zusammengefasst. Dabei sollen wir Kommunizierenden mit uns selbst und den uns umgebenden mitfühlend in eine Verbindung gehen. Uns gegenseitig als Menschen mit Bedürfnissen betrachtend, die verschiedene Strategien nutzen, um diese Bedürfnisse zu befriedigen.
Aufgrund des Mangelbewusstseins, in welchem die meisten Menschen leben, sollten wir deshalb lernen, das zu erkennen und achtsam (gewaltfrei) kommunizieren zu können. Anstatt auszurasten, hinterm Rücken darüber zu sprechen oder sonstige nichts bringende Kommunikationen zu wählen, sollten wir diesen Weg wählen. Ich selbst behaupte nicht, das bereits zu können, doch auch hier geht es wieder darum: Machst du dich auf den Weg? Traust du dich diese neue Perspektive einzunehmen und selbst mehr Verantwortung für deine Kommunikation zu übernehmen? Wenn du wirklich du selbst sein möchtest, ist dies eine wichtige Säule deiner persönlichen Änderung. Es ist eine Änderung, die uns kollektiv unglaublich gut täte, bei all der Rechthaberei, den Konflikten und trennenden Worten, die alltäglich gesprochen werden. Machst du den Anfang bei dir selbst? Fange am besten direkt damit an. Suche Lösungen, Vergebung und Neuanfänge, das wofür du dankbar bist und fokussiere dich darauf. Ich schreibe dir: Wenn es von Herzen kommt, ist es richtig und es werden diejenigen mitmachen, die wirklich mit deinem wahren Selbst gehen wollen.
Keine Perfektion
Manchmal neigen solche Artikel dazu, ein perfektes Bild zu zeichnen. Und wer diesem Bild nicht gleich kommt, würde noch nicht genug an sich oder der Verbesserung unserer Welt arbeiten. Das möchte ich dir aus dem Kopf streichen.
Es geht niemals um Perfektionismus – das ist eine Krankheit.
Es geht nur darum, ob du wirklich etwas ändern möchtest. Diese Worte können dahingend nur Türen zeigen, durchgehen musst du selbst. Auch was du damit am Ende des Tages anfängst, ist dir überlassen. Lasse bitte niemals zu, diese Erkenntnisse und Methoden für egoistische, machthungrige oder sonstige trennende Zwecke zu entfremden. Das kann schon mal passieren, dass mensch es allen anderen jetzt richtig zeigen möchte, doch das zeugt nur von enormem Druck in dir selbst. Bitte mache ihn dir nicht. Das bist nicht du.
Höre auf ein funktionierendes Teil in einem sinnlosen System zu sein (wenn du noch daran teil nimmst). Diesen künstlichen Druck, diesen ganzen Stress – Wofür? Auch hier schreibe ich hinzu, dass es Situationen gibt, in denen Druck und Stress sinnvoll ist, damit wir mehr aus uns heraus holen können (z.B. bei Unfallsituationen). Doch für deine Persönlichkeitsenwicklung oder den Gang deines Lebensweges brauchen wir keinen übermäßigen Druck, weil wir schon morgen der Beste neue ganz einzigartige Mensch sein wollen. Alles braucht seine Zeit, vor allem Veränderungen dieser Größenordnung. Gestehe dir ein, fehlerhaft zu sein. Das ist ok. Scheitern kann mehr bringen, als immer gescheit zu sein. Das bedeutet nicht, das Scheitern zu wollen. Viel mehr möchte ich dir schreiben: Scheitere lieber bei dem Versuch, deinem Herzen zu folgen, als es nie darauf ankommen zu lassen. Oder fortwährend nur Dinge zu tun, die dich gar nicht erfüllen.
Also bitte keine falschen Bilder aufkommen lassen, jetzt so und so sein, immer höchst liebevoll agieren und immer gewaltfrei und ruhig kommunizieren zu müssen. Das ist ein illusorisches ideales Bild, dem wir meines einfachen Erachtens nach garnicht immer gerecht werden können – und auch nicht müssen – aber wollen. Es geht hier nebenbei bemerkt um Prozesse, die dich dein Lebtag begleiten werden. Ich kenne niemanden, der dahingehend ausgelernt hat.
Deine Bestimmung
Wer Ziele hat, findet Wege. Wer keine hat, findet Ausreden.
Gezähmte Vögel sprechen über das Fliegen. Wilde Vögel fliegen.
Selbstliebe
Erst wer sich selbst anfängt zu lieben, kann auch anderen Liebe geben.
Schau mal in den Spiegel und schau dich ohne jegliche Bewertung an. Schau dir selbst in die Augen. Was siehst du? Ich sehe einen wunderschönen Menschen. Und genau das bist du. Du musst das niemandem beweisen, dir von niemandem bestätigen lassen. Es ist so.
Natürlich ist die Liebe zu uns selbst häufig ein langer Weg, denn die meisten von uns sind bisher den Weg der Selbstverleugnung gegangen. Bitte höre damit auf. Höre auf dich klein, unecht und angepasst zu machen.
Doch bitte versuche stets genausowenig anderen deines Lernprozesses wegen etwas aufzuzwingen. Wirklich alles braucht seine Zeit. Wichtig ist, dass wir anfangen. Niemand ist perfekt. Doch wer authentisch, dankbar und im Wissen einzigartig zu sein, einfach beginnt sich selbst mit all seinen Schwächen und Stärken anzunehmen und zu lieben, der lebt. Das bedeutet nicht, du sollst keine anderen Gefühle mehr zu dir oder anderen fühlen, nein. Doch es bedeutet, dich selbst zu erkennen. In meiner Ansicht, ein Kind Gottes.
Gedicht – Als ich mich zu lieben begann (Charlie Chaplin, 1959)
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man „Vertrauen“.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man „authentisch sein“.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man „Reife“.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man „Ehrlichkeit“.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich, das ist „Selbstliebe“.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: das nennt man „Demut“.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es „Bewusstheit“.
Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann.
Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute „Herzensweisheit“.
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: Das ist das LEBEN
– Charlie Chaplin (1959)