Nicht nur auf Reisen ist jede Art von Kommunikation ein Brandherd, der zu Missverständnis oder Konflikt führen kann. ‚Man kann nicht nicht kommunizieren.‘ (Paul Watzlawik). Davon kann mensch immer ausgehen, vom Wartezimmer beim Arzt, bis zum verhaltenen Ausharren waehrend so mancher erster Treffen zwischen Mann und Frau. Gerade auf Reisen (insbesondere, wenn mensch wie ich auf die Einheimischen angewiesen ist) ist die Kommunikation manchmal ein heisser Tanz – aber auch dieser ist machbar!
Ich denke, wenn wir es schaffen gewaltfrei miteinander zu kommunizieren, dann kommen wir Frieden und Gemeinschaft schon ein erhebliches Stuecklein naeher.
Etliche Situationen, vor allem in der Tuerkei lehren mich einiges ueber Kommunikation. So hat uns beispielsweise ein Trucker aus Istanbul Richtung Bursa mitgenommen. Er selbst war vermutlich auf dem Weg nach Igdir (weit im Osten des Landes), nach allem was ich von ihm im Nachhinein verstand. Doch wir (da reiste ich noch gemeinsam mit dem ukrainischen Anhalter Lev) dachten, er meinte Izmir, was auf unserem Wunschweg nach Antalya lag. Der Trucker wiederholte staendig etwas mit Gesten die einen Umweg andeuteten, doch wir schnallten einfach nicht worum es geht. So kann die Kommunikation Menschen in die Irre fuehren. Es ist uebrigens alles sehr glimpflich ausgegangen, denn der Trucker hat uns an der richtigen Ausfahrt nach Bursa (auf unserem Weg) rausgelassen – er wusste, dass wir diese Richtung nehmen wollten.
Was machen, wenn dein Gegenüber nicht deine Sprache spricht?
Selbst, wenn alle dieselbe Muttersprache sprechen bedeutet dies nicht, dass sich alle untereinander gut verstehen koennen. Alleine der unterschiedlichen Bedeutung, die jede einzelne Worten beimisst ist dabei bereits ein wichtiger Punkt.
Doch es soll im Fokus um den Fall gehen, wenn Menschen nicht dieselbe Muttersprache sprechen. Englisch als Basissprache ist auf Reisen natürlich unabdingbar. Doch viele Menschen (gerade die aeltere Generation) aus oestlichen Laendern sprechen kein oder nur sehr gebrochenes Englisch. Hier kommt mensch oft mit russisch oder deutsch weiter (z.B. in Serbien, Bulgarien, Georgien). Also, was tun, wenn wir keine gemeinsame Sprache sprechen?
Universalsprache
Bediene dich einfachster Mittel – langsame Mimik, Gebaerdensprache/Zeichensprache und langsamer Aussprache auf Englisch. Frage jeden nach jeder Sprache, welche du selbst beherrschst. Und schau auch genau auf die Koerpersprache deines Gegenueber – daraus laesst sich bereits viel ablesen. Doch Vorsicht: In anderen Laendern koennen manche Gesten vollkommen andere Bedeutungen haben als bei uns. Zum Beispiel bedeutet fuer einen Teil der Bulgaren Kopf schuetteln eine Art Zustimmung (obwohl du Nein gemeint hast). Also Obacht und immer darueber informieren, am besten direkt im Land von den Menschen vor Ort!
Ein Phaenomen, worüber ich spaeter noch ausührlicher schreiben werde, ist wie viele Menschen (und wo!) deutsch können. Ueberall auf meiner Reise bis hierhin (aktuell Batumi in Georgien) treffe ich immer mal wieder deutsch sprechende Einheimische – und natuerlich deutsche Touristen!
Doch auch die Koerpersprache kann nach hinten los gehen (ist ja klar!). Mit einem leicht gestressten Fahrer, der Lev und meine Wenigkeit nach Mersin (genauer Tarsus) brachte kamen wir im Sueden der Tuerkei in einer Gegend vorbei, wo unglaublich viele Gewaechshaeuser standen, in welchen Bananen, Orangen und vieles mehr angebaut wird. Ich wollte mit der Essensgeste (Hand am Bauch reiben) drauf hinweisen, dass ich es erstaunlich finde, wie viele Gewaechshaeuser hier stehen. Ali (unsere damalige Mitfahrgelegenheit) dachte, ich wuerde etwas essen wollen. Da musste ich erst einmal Wind aus den Segeln nehmen, denn ich war gut gesaettigt. Also am besten niemals zu komplizierte Gedanken versuchen in Universalsprache zu giessen!
Aussprache
Englisch, deutsch, russich…alles schoen und gut. Doch was wir auch aus Deutschland kennen mit unseren unzaehlig vielen und einzigartigen Dialekten, so gilt dies gerade fuer internationale Verstaendigung. Das macht die Sache noch einmal etwas anspruchsvoller.
Ein Kanadier, den ich in Istanbul in einem Hostel zuhoerte, sprach so schnell englisch, dass ich ihm kaum folgen konnte. Andere nicht Muttersprachler haben meist eine sehr eigene Aussprache. Uns Deutschen sagt mensch im Uebrigen nach, unsere Sprache klaenge sehr hart. Dementsprechend sei auch unsere englische Aussprache oft ziemlich schroff. Bestes Beispiel ist das „th“, wo ich mich auch manchmal frage, was so schwer daran ist, es einfach lispelnd/fliessend auszusprechen.
Ein tolles Beispiel fuer unterschiedliche Aussprache und das Gehoer fuer eine Sprache ist das Wort Landscape. Ich nutzte es oft in Gespraechen mit Lev, auch weil ich eben landscape-ecology (Landschaftsoekologie) in Muenster studiere. Er hat das Wort erst nach 6 Tagen gemeinsamer Reise begriffen. Vorher dachte er ich meinte etwas mit „escape“ (land-escape) und war immer etwas verwirrt. Von solchen Beispielen gibt es zich, im Alltag als auch auf Reisen. Deshalb ist Kommunikation ein so wichtiges Thema. Sie fordert uns genau, wahrhaftig und gefuehlsecht zu sein. Dahingehend lerne ich momentan eine Menge!
Sprache als Bruecke oder Blockade
Sprache soll als Brueckenbildner dienen. So freuen sich alle Menschen, wenn mensch sie in ihrer Muttersprache begruesst. Anstatt ueberall auf sein englisch zu pochen, lohnt es sich grundelgende Vokabeln in der Heimatsprache parat zu haben. Wie wuerdest du dich fuehlen, wenn ein iranischer Tourist in ein bayerisches Restaurant kommt und alle mit „Servus!“ begruesst? Also ich finde, das hat was.
Uebrigens ist es auch interessant, was mit dir geschieht, wenn die Gruppe um dich herum in ihrer Muttersprache kommuniziert und du kein Wort verstehst. Die Situation hatte ich ein paar Mal und zum ersten Mal konnte ich nachvollziehen, wie ausgeschlossen mensch sich fuehlen kann (obgleich ich natuerlich nicht ausgeschlossen war!) wenn alle in einer dir nicht zugaenglichen Sprache sprechen. Dem sei hinzugefuegt, dass es in diesem Fall fuer diese Menschen moeglich gewesen waere auch in einer mir zugaenglichen Sprache (also deutsch oder englisch) zu kommunizieren. Naja, so kann mensch unterbewusst durchs zuhoeren auch etwas ueber den Sprachfluss der jeweiligen Sprache lernen 😉
Georgisch ist sprachbezogen uebrigens das absolut schwerste Land bisher – wenn auch das interessanteste. Es gibt ganz eigene Schriftzeichen/Alphabet, und ein nicht wirklich zugaengliches Sprachsystem. Gamarjoba bedeutet beispielsweise „Hallo“ und wird auf georgisch folgendermassen geschrieben: გამარჯობა. Willkommen in der Sprachverwirrung 🙂
Sprachverwirrung von Babylon
„Ich wuenschte, alle Menschen spraechen dieselbe Sprache.“ Das stand auf einem Google-Translator Uebersetzung, die mir Okan, der mich von Sivas bis nach Trabzon in der Tuerkei fuhr, hinhielt. Wir kommunizierten die 7 Stunden, die wir gemeinsam verbrachten ueber diesen Uebersetzer, wenn es noetig war. Mehr schlecht als Recht, aber immerhin etwas. So hilft uns die Digitalisierung und Technik wenigstens in diesen Bereichen sehr weiter!
Ich wollte Okan auf diesen Satz antworten und meine Ansicht darauf teilen. Doch dies ueber Google-Translate zu versuchen zu vermitteln, waere einfach zu viel des Guten gewesen. Ich persoenlich glaube naemlich, wir Menschen sprechen alle eine gemeinsame Ursprache. Doch nicht mit dem gesprochenen Wort! Nenne es gerne Telepathie oder aehnliches. Das ist es, was ich persoenlich glaube, was mit der Sprachverwirrung beim Turmbau von Babylon gemeint ist. Die Menschen fingen damals, aus welchem Grunde auch immer – vielleicht wollte jemand Zwietracht saehen – an verschiedene Sprachen zu sprechen. Und schon begannen Unmengen an Missverstaendnissen, Konflikten und Auseinandersetzungen. Ist auch schon doof, wenn ich vor wenigen Wochen noch mit jemandem an einem riesigen Projekt gewerkelt habe und nun verstehen wir uns nicht mehr. Wie soll das gehen? In diesem Zustand sind wir Menschen immer noch sehr tief gefangen, wie ich jeden Tag miterleben darf. Es wird sich angehupt, angeschnauzt, missverstanden – doch wird sich ebenso versoehnt, vergeben und miteinander wichtiges Wissen und aufrichtiges Gefuehl geteilt! Die Sprache und Kommunikation – welch interessantes Werkzeug!
Uebrigens ist es immer eine riesige Freude, wenn jemand dieselbe Sprache spricht. Vor allem, wenn Menschen auf einmal anfangen deutsch zu sprechen! Da stelle ich mir gerne vor, wir würden wirklich alle dieselbe Sprache sprechen. Eine eigene lokale Sprache kann jede Kultur trotzdem beibehalten…
Hindernis Technik und Tarife
Vorab moechte ich hier erwaehnen, wie verquert heutzutage Kommunikation direkt mit Smartphones oder technischer Kommunikation verbunden wird. Ich meine alles was Kommunikation (menschliche Mimik, Emails, Gespräche uvm.) ist, wenn ich das Wort hier benutze und ja, die technische Kommunikation ist ein Bruchteil davon. Als ich ein passendes Bild fuer diesen Beitrag suchte, fand ich bei Pixabay fast nur Bilder von telefonierenden Menschen, von Facebook-Icons und vielem mehr, was in Richtung digitalisierter Kommunikation geht. Das fand ich ziemlich erschreckend, denn mein Suchwort war „communication“…
Die technische Kommunikation ist fuer mich auch zum Teil schwierig gewesen. Da ich vorher nicht wirklich plante, weiter nach Georgien (ueber die Tuerkei) zu reisen, machte ich mir dahingehend um Mobilfunk und mobiles Internet keine Sorgen. Jetzt bin ich so gesegnet endlich meine eigene georgische SIM-Karte zum bezahlbaren Tarif zu haben (von GeoCell). Das kann ich auch jedem von euch empfehlen, wenn ihr hier unterwegs seid!
Vorher hatte ich – auch bedingt durch Netzanbindungsprobleme in den letzten sieben Tagen in Bulgarien – insgesamt 20 Tage keine telefonische Verbindung nach Hause (!). Das geht teilweise schon ziemlich aufs Gemuet, so lange kein Gespräch mit Freunden und Familie zu führen. Emails, SMS oder Messanger sind schoen und gut, aber so eine (wenn auch lediglich technisch uebermittelte) Stimme loest etwas ganz anderes, viel ganzheitlicheres in uns aus. Und ja, mensch kann auch über Vier oder Whattsapp telefonieren (mit WLAN-Verbindung). Doch diese Verbindungen sind meist nicht so gut und beide Teilnehmer brauchen dieselbe App, ein Smartphone usw. Ausserdem mag ich die ganzen Messenger wie Whattsapp auch nicht so gerne. Darueber wird viel Nonsense geteilt. Staendig vibriert das Telefon, als ob staendig wichtige Dinge geschehen wuerden. Muss ja jede selbst wissen, denn der Ueberwachungsaspekt spielt bei der Sache auch noch eine entscheidende Rolle (zumindest fuer mich). Ich selbst nutze mittlerweile auch zum Teil den Messenger Viber, weil er fuer Kommunikation mit anderen Reisenden nuetzlich geworden ist. So ist das mit der technischen Kommunikation. Im Rahmen alles vertretbar, zu viel (wie ich wirklich ueberall feststellen darf!) ueberreizt uns schlicht! Die Menschen scheinen suechtig danach zu sein, anders kann ich mir das zu beobachtende Verhalten nicht erklaeren.
Maennlein und Weiblein
Die Kommunikation zwischen den Geschlechtern ist noch einmal eine Geschichte fuer sich. Dort ist der Rahmen oft anders – insbesondere in der Tuerkei. Wenn ich dort eine Frau angesehen habe (ganz ohne sexuellen Hintergedanken, einfach, wie mensch eben andere Menschen im „Alltag“ ansieht) hat diese sehr oft den Blick nicht erwidert und woanders hingesehen. Die Maenner dahingegen haben lange zurueckgestarrt. Das hat natuerlich seine Ursache in der patriarchalisch, islamisch gepraegten Gesellschaft.
Doch auch andersweitig ist es einfach ein grosser Unterschied, wenn Geschlechter aufeinandertreffen, die potentiell sexuell voneinander angezogen werden koennen. Also je nachdem, wie du dahingehend so aufgestellt bist, kann das natuerlich bei Maennlein oder Weiblein der Fall sein. Doch auch ganz ohne sexuelle Anziehung ist es einfach etwas anderes, diese Kommunikation zwischen Mann und Frau – ein Kapitel fuer sich!
Also Freunde! Ich bin mittlerweile wirklich in Batumi (Georgien) gelandet und fasse hier gerade Fuss. So habe ich jetzt (endlich!) meine eigene georgische SIM-Karte, wo ich unter folgender Nummer die naechsten 10-14 Tage (so lange plane ich in Georgien zu bleiben) erreichbar bin: +995 555 78 47 98
Der Reihenfolge nach. An meinem Sage und schreibe 39ten Reisetag nahm ich dieses Foto auf:
Jetzt mache ich mich auf, dieses Land zu erkunden. Es hat sieben Klimazonen (auf lediglich 70.000 km^2), viele endemische Plfanzen und Tiere (diese kommen nur hier vor), eine (+ mehrere lokale Sprachen) eigene Sprache und Schrift (die eine von 14 Sprachfamilien weltweit ausmacht!), hohe Gastfreundschaft und vieles mehr. Erst einmal orientiere ich mich hier. Vermutlich geht mein erster Weg in den nahe gelegenen Nationalpark, wo es die Merveti Wasserfaelle zu sehen gibt. Ich bin gesapnnt! Ich bin dankbar und kann das alles hier noch garnicht richtig greifen…soll ich vermutlich jetzt auch noch garnicht!
Frieden sei mit euch
1 Kommentar
rudolf der vagabund · 10. Juni 2018 um 19:19
Hey bjoern,
Hier schreibt rudi der stadtstreicher. Ich hab jetzt nun nach einer woche Freiburg es nach konstanz geschafft… Bin grad ein paar stunden hier und naja,viele Touristen hier. Wir müssen mal wieder babbeln… Lass es dir gut gehen und bleibe im licht…