Kennst du dieses Gefühl wenn du mit Begeisterung an einer Sache werkelst und die Zeit einfach verfliegt? Du denkst garnicht mehr großartig nach und machst es einfach. Diesen Zustand nenne ich spielen. Und so folge ich spielerisch dem Impuls, der mir eben beim kreativen Kochen von Resten kam, um mich mit diesem Spielen auseinanderzusetzen.
Mit Freuden höre ich mir Beiträge von Vera Birkenbihl an. Eine Autodidaktin, die das Lernen mit Freude und spielerisch perfektioniert hatte. Manchmal schlug sie mit gesagtem auch über die Stränge, doch wird sie dadurch nie in der Gesamtheit unglaubwürdig.
Sie gab Vorträge, Seminare und Beratung im Bereich Kommunikation, (Sprachen) Lernen und vielem mehr. Sie kommt ebenso wie ich zu dem Ergebnis, dass unser derzeitiges lehrplanorientiertes Frontalunterrichts-Schulsystem enorm zum Desinteresse am Lernen vieler Menschen beiträgt. Dass das immer noch Bestand hat, ist aufgrund von gegenteiliger Erkenntnis aus Neurologie, Verhaltenspsychologie und einfachen Beobachtungen desaströs.
Birkenbihl referierte zu Themen, an denen sie Freude hatte. Solche die sie spielerisch erlernte und weitergeben wollte. Sie hat zum Thema Wissensspiele folgenden hörens- und mitmachenswerten Vortrag gehalten der gänzlich in das Thema Spielen passt:
Spielen = größter Lernerfolg
Wenn wir sagen, dass jemand etwas leicht erlernt, nutzen wir die Phrase „spielerisch lernen“. Es ist in unserem Sprachgebrauch nicht umsonst so präzise gebraucht. So hat jeder von uns spielend die komplexe Sprache deutsch gelernt, ganz ohne Schule – oh Wunder!
Natürlich sind wir nicht unser ganzes Leben in dem intensiven Lern- und Spielemodus eines Kleinkindes. Jede Lebensphase hat ihre eigenen Schwerpunkte. So ist es im Jugendalter das Heranwachsen und Platz finden in unserer Gesellschaft, samt Visionssuche (was leider ebenso immer weniger wird), von großer Bedeutung. Dabei verlernen wir langsam aber sicher das Spielen in unserem Leben integriert zu lassen. Heutzutage beobachte ich, wie das immer früher passiert
Warum haben wir verlernt zu spielen?
Viele erleben große Enttäuschungen in ihrem Leben. Sei es in der eigenen Familie, Freunden oder der Schule. Natürlich tragen viele Komponenten dazu bei, warum wir Menschen das Spielen oft schon nach dem Kindesalter verlernen oder als unsinnig abtun.
Oder dein Leben wird, wie in diesem Artikel einer Mutter vom Prenzlauer Berg (gut situierter Stadtteil Berlins) beschrieben, bereits haarklein von den Eltern verplant, so dass gar keine Zeit zum Spielen bleibt. Manchen fehlen die Freunde oder Geschwister. Manchen der Spielplatz, denn sie leben im 4ten Geschoss einer Hochhaussiedlung – man könnte auch Massenmenschhaltung sagen.
Doch ich sehe die Hauptursachen in diesem träge machendem Schulsystem, wo spätestens ab der 5ten Klasse unausgesprochenes Spielverbot herrscht. Und darüber hinaus in der degenerativen Kraft des Übermaßes an digitalen Medien (insbesondere Smartphones) und der häufig vulgären, perversen oder brutalen Inhalte, die darüber geteilt werden. Das beschneidet unsere authentische Fähigkeit zu spielen. Dazu eine Fülle an Studien, die dies belegen, in diesem Vortrag von Manfred Spitzer (Neurologe) über digitale Demenz.
Und es hat auch funktionelle Zwecke, dass die Menschen nicht mehr so viel spielen (sollen). Authoritäre Systeme funktionieren nur ohne großartiges kreatives eigensinniges Spielen. Orientierungslose Konsumenten im Kapitalismus funktionieren besser ohne Spiel. Abgestumpfte Menschen, die das spielen verlernt haben funktionieren überhaupt erst in monotonartigen Arbeitsstrukturen. So komme ich zum Rückschluss, dass das Spielen ab dem Kindesalter auch unerwünscht ist, man solle doch etwas anständiges tun 😉
Wir machen es einfach wieder!
Das Spielen darf wieder entdeckt werden. Ohne Ergebniszwang und Erniedrigung desjenigen, der „schlechter“ im spielen ist. Sondern es einfach aus sich selbst heraus entstehen und fließen zu lassen.
Wie wäre es heute mal damit einen Zeitraum zu definieren, in dem ihr nur in Reimen sprechen dürft. Alle müssen mitmachen und ihr schaut einfach mal was geschieht. Das kann sehr lustig werden 😀
Wie wäre es, heute Mal wieder ein Gesellschaftsspiel wie Magic Maze gemeinsam zu spielen?
Wie wäre es, heute Mal wieder den Fußball oder Volleyball zu nehmen und einfach mit der Familie oder Freunden raus zu gehen und zu bolzen? Nicht als strengen Wettbewerb sondern wirklich zu bolzen!
Wir dürfen und sollen uns Zeit zum Spielen nehmen. Es hält uns jung, gibt frischen Wind und lockert festgefahrene Strukturen und Gewohnheiten auf. So geh doch einfach mal spontan auf einen Arbeitskollegen, Freund oder Geschwisterkind zu und frage ob sie Lust auf ein Spiel haben…dein Spiel ist es, sich eines auszudenken. Wie wäre es mit kreativer Textentstehung oder einem Wissensspiel? Dabei nicht anstrengen, sondern entstehen lassen. Es muss nicht perfekt sein, es muss nur spielerisch sein.
Dies ist ein beeindruckender, motivierender Mann, der das Spielen zu seinem Lebensinhalt gemacht hat – insbesondere Bewegungsspiele, die es teilweise in sich haben!
Von solchen Menschen können wir eine Menge lernen. Sie leben ihre Berufung. Ja, wenn diese Welt nicht so von Ernsthaftem beschattet wäre, würde ich sagen, sie spielen ihr Leben.
Stell dir vor es ist Spiel und alle gehen hin 🙂
Frieden sei mit dir
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