Vergiss nie, du bist ein Vorbild – Quelle: http://maximusinvictus.ch/wp-content/uploads/2014/11/IMG_0006.jpg

„Egal, wie du dein Kind erziehst, am Ende macht es dir ohnehin alles nach.“ Eine weise und tief greifende Erkenntnis aus der Erziehungswissenschaft (ich bevorzuge das Wort Begleitungswissenschaft). Die Kraft des Vorgelebten ist demnach viel stärker, als die Kraft des verbal Vermittelten.

Das Leben zeigt, meine Werte zu leben fällt nicht immer leicht

Aus einer inneren Auseinandersetzung mit der Auslebung meiner eigenen Werte, entsteht dieser Beitrag. Letzten Sonntag hatte ich nach einer vierstündigen Kabarett-Predigt von Hagen Rether, die sich gewaschen hatte (!) eine späte Rückfahrt nach Münster. Am Hauptbahnhof in Hamm, wo es arschkalt war und wie Hechtsuppe zog, bettelte mich ein total verwahrloster junger Mann um Geld oder etwas zu essen an. Geld ist bei mir momentan äußerst knapp und zu Essen hatte ich nichts mehr dabei. So machte ich mich innerlich selbst arm und wusste ihn nicht zu unterstützen, außer zu fragen, ob er nicht ins Haus für Wohnungslose (falls es dort so etwas gibt) gehen möchte. All das „Gepredigte“ von Hagen Rether, was auch Humanismus und christliche Ethik beinhaltet und ich ebenso in Großen Teilen gut heiße, war mir in diesem Moment fern. Intellektuell vorhanden, aber nachts um kurz nach Mitternacht zwei Minuten, bevor die eigene Bahn einrollt, schwer auszuleben. Mit Gewissensbissen ging es später ins Bett, aber auch der Erkenntnis, dass ich ihn auch nicht hätte retten können – das muss jeder selbst schaffen. Genauso lernen wir jeden Tag weiter und sollten uns auch nicht unter Druck setzen, ein perfektes Vorbild sein zu müssen. Doch hege ich den Anspruch, so wie es mir auch oft in Schräglagen geschieht, selbst in Nächstenliebe zu handeln. Da fragte ich mich, welche Menschen solche und ähnliche Werte, die mir wichtig sind ausleben und ihrer Berufung folg(t)en. Und wie ich es schaffe, ohne zu zögern ein Haltung der Nächstenliebe einzunehmen, was nicht bedeuten muss, diesem Menschen viel Geld zu geben, sondern das Mögliche zur Unterstützung beizutragen.

Jeder lebt etwas vor, doch wer ist ein Vorbild?

Jeder Mensch orientiert sich an anderen Menschen und so geben wir uns gegenseitig Werte, Glaubenssätze und Inspiration. Das geht sowohl in die aufbauende, als auch destruktive Ausrichtung. Welchen Vorbildern und somit Werten wir unsere Aufmerksamkeit beimessen, entscheiden wir demnach ab dem Erwachsenendasein selbst. Anstatt das für dich aus deiner Umgebung oder Gruppe heraus entscheiden zu lassen, hast du die Freiheit, selbst zu fühlen, wer dich besonders inspiriert.

Vorbilder sind für mich Menschen zu denen ich aufschaue. Obgleich ich sie für einiges beneide, wenn ich ehrlich bin, so empfinde ich es als wichtig, sich auf Augenhöhe zu begegnen anstatt sich selbst im Vergleich abzuwerten. Solche Vergleiche machen ohnehin nicht glücklich und zeugen von einem destruktiven selbstoptimierendem Perfektionismus oder Narzissmus (krankhafte Selbstbezogenheit). Denn Ehre wem Ehre gebührt, das darf mensch einfach mal neidlos anerkennen.

Passend wird meine Verbindung zu meinen Vorbildern durch das Gefühl der Inspiration ausgedrückt. Denn meine Vorbilder schaff(t)en es Werte und geschenkte Fähigkeiten (ihre Berufung!), die ich besonders Wert schätze, zu leben. Darunter sind: Ehrlichkeit, Gemeinwohldienlichkeit, Bescheidenheit, Nächstenliebe, Solidarität, Mut. Und das hätten mit Sicherheit auch andere Menschen, als die hier genannten sein können. Nach ihren besten Möglichkeiten, die Ihnen gegeben sind. Genau diese Menschen beeinflussen mich allerdings aufgrund ihrer großartigen, selbstlosen, humanistischen, verbindenden oder wärmenden Art, Gedanken, Wort und Tat zu gestalten.

Interessant in diesem Kontext: Warum wir Vorbilder brauchen und wie das in unseren Lebensphasen variiert, kannst du in diesem Beitrag von editionf nachlesen.

Jesus Christus

Liebe deinen nächsten, wie dich selbst. Ein Aufruf zu Selbstliebe (nicht Egoismus oder Narzissmus!) und Empathie in der Gesellschaft, geprägt von Jesus Christus. Er ist aktuell wohl der bekannteste Mensch, der je auf Erden existiert hat. Im neuen Testament der Bibel wird er als Sohn Gottes, Messias und Prophet, der alle Sünden der Welt auf sich nimmt, beschrieben und dargestellt. Ich betone, dass ich ihm diesen religiösen Rang garnicht geben möchte, selbst wenn die biblische Geschichte und all die Wunder, die Jesus vollbracht haben soll, 1:1 der Wahrheit entsprächen. Vielmehr bin ich tief inspiriert von der geistigen Grundhaltung, Nächstenliebe, Ehrlichkeit und Bescheidenheit dieses Mannes. Die Bergpredigt (Matthäus 5-7) ist bis heute ein Meilenstein der Ethik, der zur Feindesliebe, aufrichtiger innerer Geisteshaltung und Einhaltung der 10 Gebote auffordert. Auch wenn sie wörtlich ausgelebt, zur übertriebenen Selbstaufopferung führt. Im zeitgenössischem Kontext (man rufe sich vor Augen, wie die sonstigen Gepflogenheiten vor 2000 Jahren gewesen sind) war diese Rede nicht nur revolutionär, sondern Webgereiter eines Paradigmenwechsels. Darin spiegelt sich für mich der Ansatz wieder, aufrichtigst den Wandel zu leben und einzufordern, den wir uns in der Gesellschaft wünschen. Ob Christus nun der König der Juden, das Lamm Gottes oder eine Metapher astrologischer Zusammenhänge (was ich nicht glaube) war oder nicht, spielt für das, was er mir als Vorbild ist keine Rolle.

Die weiße Rose

Sophie Scholl von der weißen Rose – Quelle: http://elmiradornocturno.blogspot.com/2013/05/sophie-scholl-freiheit-libertad.html

Vor etwas mehr als 77 Jahren wurden die Geschwister Scholl und Christoph Probst wegen ihres Widerstandes gegen das Nazi-Regime und mit dem Fallbeil getötet. Angetrieben von christlich-demokratischen Überzeugungen organisierten sie zwischen Juni 1942 und Februar 1943 mutig mit unter Aufbringung höchster Zivilcourage Flugblattaktionen zur Aufklärung der Öffentlichkeit – alle 6 Flugblätter (teils mit zeitlosem Inhalt!) findest du hier. Zudem war Ihnen eine aufrichtige Haltung im Alltag durch Aussprechen ihrer eigenen Gedanken wichtig. Gelebte (Meinungs)Freiheit, selbst unter Androhung von Gefängnis- und Todesstrafe. Danke für euer Vorbild!

Nicola Tesla

Quelle: https://play.google.com/store/info/name/Nikola_Tesla?id=05d1y

Eines der Jahrhundert-Genies. Ein Mensch, der mit jeder Zelle seines Körpers und jedem Gedanken seiner Berufung folgte. Im Nicola Tesla Museum in Beograd (Serbien) wurde gesagt, er schlief nur 3-4 Stunden pro Nacht und hatte viele spezielle Angewohnheiten -> Möglicherweise ein Autist? Egal, wie es gewesen sein soll, er war ein Mensch, der seine vielen wegweisenden Erfindungen (z.B. den Wechselstrom) für die Menschheit nutzen wollte. Er hegte Visionen von einer Welt, in der alle Menschen unbegrenzt und kostenlos mit Energie versorgt werden. Humanistischer Dienst gepaart mit der Auslebung seiner eigenen Talente. Leider passte die Welt sich nicht diesem Geist an, viel mehr wurden Tesla Finanzierungen gestrichen, wenn seine Erfindungen vorhandene wirtschaftliche Vormachtstellungen überflüssig machen würden. Sich von dieser Geschäftemacherei nicht vereinnahmen zu lassen, rechne ich Tesla hoch an!

Nick Vujicic

Nick Vujicic – Quelle: https://theviewfromthisseat.blogspot.com/2016/03/the-amazing-nick-vujicic.html

Ein inspirierender und mittlerweile lebensfroher Mann, der ohne Arme und Beine geboren wurde. Vom hoffnungslosen suizidgefährdetem Menschen zum brennenden Motivateur und Lebensbejaher. Jeder der anfängt über Kleinigkeiten zu jammern, sollte sich mal mit diesem Menschen auseinandersetzen. Dankbarkeit und Glauben (in seinem Fall christlich) sind ihm zwei große Begleiter geworden. Denn auch die Menschen (v.a. seine Eltern), die ihn zeitlebens versorgten und in schweren Zeiten Mut zugesprochen haben, ist dieser humanistische Dienst hoch anzuerkennen. Sie haben, wie so oft einen großen Beitrag zum Dasein des Mannes, der heute Vorbild für Millionen Menschen ist.


Hier hätten auch Martin Luther King, Mohandas Ghandi, Begründer von Ökodörfern, Marshall Rosenberg (GfK), Rosa Parks, Buddha (Siddharta), Hildegard von Bingen, Fürstin Pauline (lebte den Wohlfahrtsgedanken als Wohlhabende) und viele mehr stehen können. Doch aus welchem Grunde auch immer, sind es genau diese Charaktere, die in mir eine besondere Motivation durch Inspiration bewirkten.

Vorbilder des Alltags

Von prägender Entscheidung sind nach wie vor die Menschen, die uns täglich umgeben. Und gerade dort vermuten wir Menschen mit Vorbildfunktion viel zu selten. Entscheidend ist nicht deine Berühmtheit, sondern deine innere Geisteshaltung. Vorbildfunktion ist für mich, wenn es einfach gelebt wird, ohne sich dabei groß verkaufen zu müssen.

Jede liebende Mutter, jeder liebende Vater. Jeder Mensch, der bedingungslos etwas für andere tut. Jeder Mensch, der an sich selbst und seinem Geistesleben arbeitet, die Gesellschaft förderlich mitgestaltet, sich für Tiere und unsere Mitwelt einsetzt. Jeder Mensch, der sich offen gegen destruktive Machenschaften einsetzt, mutig sein Wort erhebt, teils unter Einsatz seines Lebens. Danke für euch alle. Ihr seid (meine) Vorbilder.


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