Geschaetzte Daten fuer die gesamte Tour bisher:
- etwa 5800 Km per Anhalter mit insgesamt etwa 80 Mitfahrgelegenheiten mit Fahrern aus insgesamt 11 Nationen
- etwa 400 Km mit oeffentlichen Verkehrsmitteln (auch innerhalb von Staedten)
- etwa 500 Km zu Fuss (auch innerhalb von Staedten)
- 9 Naechte im Freien, 7 Naechte bei Couchsurfern, Kloestern oder spontan bei Menschen (Rest bei Freunden oder in guenstigen Hostels, Berghütten oder Campingplaetzen)
Ja, es ist wahr. Bis nach Tiflis bin ich per Anhalter gereist. Auf teils abenteuerliche Art und Weise. Gott sei Dank hat alles funktioniert, manchmal war es knapp, doch am Ende stehe ich hier in Tiflis (Tbilisi). Allen Menschen, die mich dabei unterstuetzt haben sei Dank!
Mir wurde eben auf dem Weg zum Internetcafe richtig bewusst, wie normal das Reisen nach 50 Tagen fuer mich geworden ist. Dabei ist es alles andere als normal, was ich tagtaeglich erleben darf. Oft morgens nicht zu wissen, wo du abends schlafen wirst, wie weit dich der heutige Tag bringen wird und welche Menschen dich heute umgeben werden. Das kann ganz schön an deiner Substanz zehren – doch wie ich bereits schrieb: So lernt mensch auch sehr viel! Ich wuerde gerne so vieles mehr mit euch teilen, doch muss ich mich hier im Blog auf das Wesentliche beschraenken, mangels Zugang zu eigenem PC (und mit Smartphone so einen Artikel schreiben ist echt eine Zumutung :D). Und weil ich auf eine gewisse Art Erfahrungs – und bewegungssuechtig geworden bin – das nimmt manchmal so viel Zeit, dass ich dann kaum noch Kraft fürs bloggen finde. Deshalb verzeiht mir, dass die Artikelabstaende groesser geworden sind und die Artikel eventuell auch sprunghafter wurden ueber die Zeit.
Ich moechte ueber Top’s und Flop’s meiner Reiseerfahrung in diesem Beitrag schreiben. Aus allem, was mir so widerfahren ist, was ich beobachten durfte.
Grundsaetzlich: Wir Menschen sind so gefangen in verschiedensten Glaubenssystemen. Seien Sie religioeser, kapitalistischer, ideologischer, geschichtlicher oder egoistischer Natur. Doch gleichzeitig koexistieren (ich schreibe bewusst nicht Gemeinschaft und Zusammenarbeit) wir nebeneinander. Ein Wunder wenn ihr mich fragt. Gleichzeitig ist es wunderbar, zu sehen wie ähnlich unsere Bestrebungen im Kern doch sind. Denn was deutlich überwiegt ist die Tatsache, dass wir alle eine Familie sind mit unseren verschiedenen Kulturen und Identitäten. Das offenbart sich erst beim genaueren Hinsehen.
Unsere Koexistenz ist jedoch massiv gefaehrdet. Alleine die potentiellen Konfliktherde, durch die ich durchgekommen bin, beinhalten schon Zuendstoff fuer ganze Buchreihen. Einige Beispiele:
- Serbien vs. Kosovo
- EU vs. Migrationsstroeme
- Tuerkei vs. Kurden
- Georgien vs. Russland (Abchasien und Suedossetzien)
- Azerbaidschan vs. Armenien
- uvm.
Ich weiss, es ist ungluecklich mit einem Flop anzufangen, doch entziehe ich mich einfach mal solcher Schreiberregeln 😉
Flop 1: Menschengemachte Laendergrenzen
Es ist richtig, dass Laendergrenzen heutzutage noch Sinn ergeben. Aus vielen Gruenden, doch der einfachste ist folgender, den wir in Deutschland massiv spueren koennen. Deutschland ein reiches Land und dementsprechend wollen aus armen und konfliktgepraegten Laendern viele Menschen zu uns kommen. Sehr verstaendlich. Jede Einzelne kann ich verstehen, aus welchem Grunde auch immer sie nach Deutschland kommen wollen (ausser aus Faulheit, um im sozialen Sicherungssystem sein Leben zu fristen). Aber Integration ist ein vielschichtiger und langfristiger Prozess – ich frage mich viel mehr: koennen wir nicht als Menschheitsfamilie zusammen wachsen? Eine multikulturelle Menschheit sind wird – doch inwiefern hat jede Kultur ihren Platz zum tiefgründigen Ausleben dieser (ohne anderen dabei Schaden zufügen zu dürfen). Ich glaube, dass Multi-Kulti ohne eine stark vorherrschende ethnische Mehrheit einfach nicht funktioniert und auch niemals funktionieren wird. Hier in Georgien funktioniert es noch gerade so, da etwa 80% auch wirklich Georgier sind. Die Minderheiten sind auch wirklich Minderheiten, die natürlich keine Nachteile erleben dürfen! Viele Menschen, mit denen ich hier spreche, fragen mich, warum wir so viele Migranten in unser Land lassen. Die entscheidende Frage ist doch, warum ein Mensch seine Heimat überhaupt gen Deutschland (oder sonst wo) verlassen möchte/muss!
Trotz dieser Einsicht, bin ich kein Freund unserer Laendergrenzen. Sie symbolisieren verhaertete, trennende Ideologien, vor allem, wenn sie mit Waffengewalt geschuetzt werden. Und dieser Grenzzaun zur tuerkischen Grenze hat mich wahrlich ueberrascht. Ich bin dem deutschen Paar, die auf dem Bild zu sehen sind, sehr dankbar, dass sie mir diesen Ort zeigten. Alleine waere ich dort garnicht bis zur Grenze gegangen, da es dort keinen Grenzuebergang gibt (wie mensch unschwer erkennen kann).
Aber bis wir Grenzzäune zurückbauen, müssen wir auch unser unfaires verzinstes Geldsystem, ausbeutendes Wirtschaftsdenken und die allgemein gelebte Trennung von der Natur und Gott überwinden – sonst endet eine Ländergrenzöffnung im Desaster (siehe Realität).
Top 1: Gastfreundschaft
Was mir auf meiner Reise fuer eine Gastfreundschaft entgegengebracht wird, ist sagenhaft. Wie ich bereits in meinen vorherigen Artikeln versucht habe zu umreissen, bin ich dahingehend wirklich hochgradig beeindruckt. Vor allem in der Tuerkei und in Georgien erlebe ich das tagtaeglich. Einige Beispiele:
- Ein Profifussballer aus der Tuerkei (Ertac Oezbir) gab Lev und mir nach kurzer Mitfahrgelegenheit 200 Lira (etwa 40 Euro). Einfach so und aus sich selbst heraus.
- Von Ahmet, der uns am Abend noch das Hostel in Antalya spendierte (nach gemuetlicher, grandioser 700 Km Fahrt), habe ich bereits berichtet. Einfach toll!
- Auf dem holprigen Weg von Batumi nach Borjomi (keine Hauptstrasse und teils sehr schlecht ausgebaut!) habe ich eines Abends meinen Fahrer Badri per Google-Translator gefragt ob ich bei ihm uebernachten kann. Er hat einfach sofort genickt! Auch dort wurde ich fuerstlich versorgt.
- In den orthodoxen Kloestern Poganova (Serbien) und Zazra (Georgien) bekam ich Uebernachtung und Vollverpflegung bester Qualitaet. Dort konnte ich jeweils enorm viel Energie tanken und mich ueber die orthodoxe Spiritualitaet besser informieren – die mir sogar zusagt, da ein Leben im Jetzt in Einigkeit mit Gott, Jesus Christus und dem heiligen Geist wirklich angestrebt wird.
Flop 2: Muell in der Natur / Plastiktueten / illegale Waldrodungen
Diese Aufnahmen sagen im Prinzip bereits alles ueber dieses Thema. Also in Deutschland sehe ich teilweise schon viel Muell frei herumliegen – fuer meine Begriffe. Doch ab Serbien abwaerts sprengt das wirklich den Rahmen. Auch die Selbstverstaendlichkeit, mit welcher hier fuer jeden Kleinscheiss eine weitere Plastiktuete verwendet wird (und immer eine neue, bloss nicht zwei mal benutzen) ist atemberaubend. Selbst wenn ich einigen Verkaeufern meine eigene Plastiktuete hinhalte, bestehen sie darauf eine neue zu verwenden. Dahingehend bin ich einmal ziemlich wuetend geworden und habe die neue Plastiktuete wieder entfernt und zurueck ueber die Theke geworfen und meine eigene genutzt. Habe mich spaeter bei der guten Dame entschuldigt und wollte ihr per Google-Translator klar machen, dass das mit der Umwelt (Mitwelt) nicht vereinbar ist fuer mich. Da sind wir dann auch wieder beim allgegenwaertigen Thema der Kommunikation!
Hinzu kommt das Thema der illegalen Waldrodungen, die insbesondere in Bulgarien stattfinden. Das ist so stumpf und korrupt. Dem sei allerdings hinzugefuegt: Nur weil eine Ausnutzung der Natur legal ist (z.B. Waldrodung in Deutschland) heisst es noch lange nicht sie sei legitim und sinnvoll.
Top 2: Oekologische oder spirituelle Eindruecke/Projekte
Auf meinem Wege finde ich einige spannende Projekte und Einrichtungen vor, deren Existenz mich manchmal fasziniert. Aufgrund der Tatsache, wo ich sie vorfinde und dass ich niemals damit rechnete sie dort vorzufinden. Fuer mich gehoert die orthodoxe Kirche mit ihren vielen Kirchen und Kloestern hier (und aktiver Auslebung dieser Religion) auch dazu.
Von Oekorestaurants, Oekodoerfern und vielem mehr durfte ich leider noch nicht so viel hoeren und sehen, aber sie kommen vor und sind jedes Mal ein Lichtblick. Auch wenn ich natuerlich nicht wirklich sagen kann, ob es gleich gut ist, nur weil es sich diesen Namen gibt…
Flop 3: Idiotie am Beispiel riskanter Fahrweisen
Bei einigen Menschen, mit denen ich mitfahren, bin ich wirklich froh danach wieder auszusteigen. Insbesondere in Bulgarien, Türkei und Georgien ist das ein Phänomen. Auf teils engsten, abenteuerlichsten und Huckeligen Straßen (manchmal eher Pisten) wird noch irgendwie das nächste Überholmanöver durchgeführt. Es wird noch nebenbei im Smartphone rumgedaddelt (in der Regel, nicht in der Ausnahme) oder telefoniert. Aus den schrottigsten Kisten wird noch der Rest herausgeholt. Ein Wunder welcheFahrmanöver diese Fahrzeuge (mit teils mehr als 400.000 Km auf dem Zaehler) noch mitmachen. Einfach alles mögliche. Da fühle ich mich auch getragen von einer schützenden Hand. Bei aller Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die ich so erlebe ist das ein starker Kontrast mit der nicht sehr „gastfreundlichen“ Fahrweise die viele hier praktizieren.
Top 3: Tolle Geschichten / Inspiration
Natuerlich oft durch Menschen, Natur und spirituelle Erkenntnis hervorgerufen, ist Inspiration einfach ein Lebenselixier. Doch moechte ich eine von vielen Geschehnissen mit euch teilen, die mich ebenso inspirieren.
Im Hostel in Istanbul waren Lev und meine Wenigkeit in einem 8-Bett-Gemeinschaftszimmer. Dort waren 6 Betten belegt. Von diesen 6 belegten Betten hatten 4 Menschen eine direkte oder indirekte Verbindung nach Westfalen oder direkt nach Muenster. Die Freundin eines neuseelaendischen Reisende studiert seit zwei Semestern in Muenster Medizin, ganz nebenbei konnte er deutsch verstehen und etwas sprechen. Ein Kanadier hatte einen deutschen Vater aus Bielefeld. Und weil das noch nicht genug war, kam gerade ein iranischer Reisender aus Ibbenbueren (naehe Muenster) von einem Freund dort. Und meine Wenigkeit wohnt in Muenster, auch habe ich Vorfahren aus Bielefeld. Einfach grandios solche Geschichten. 4 von 6 Reisenden aus einem Mehrbettzimmer eines Hostels in Istanbul haben eine ziemlich direkte Verbindung nach Westfalen 😀
Das wollte ich unbedingt mit euch teilen, weil es mich selbst einfach so zum schmunzeln brachte. Auch wie sich das nach und nach herausstellte an diesem Tage, war einfach goettlich!
So weit so gut, es gäbe noch mehr zu schreiben, z.B. über den überall vorherrschenden oder einziehenden Global-Kapitalismus (selbst das tief christliche und traditionelle Georgien bietet dir überall Nestlé, Coca-Cola und Snickers an, vermutlich, weil viele Geschäfte keine andere Wahl mehr sehen) und das damit einhergehende ständige Gelddenken. Oder auf der anderen Seite über die wunderschöne Natur!
Ich werde noch einige Tage in Georgien bleiben. Dieses Land hat eine unheimliche Magie, eine wunderschoene Natur und sehr hilfsbereite/gastfreundliche Einwohner! Zudem eine sehr aktiv gelebte eigene Kultur.
Frieden sei mit euch
2 Kommentare
Tolga Erenoğlu · 28. Juni 2018 um 21:27
Hi, I’m tolga. We traveled together from the canal to the junkie. I wanted to translate and write because my english is bad. I hope the Greek is gone. have a good journey. maybe one day you will take me to the car in Germany. :)) good luck.
bjoern · 29. Juni 2018 um 19:56
Hey Tolga,
it is nice to see you find your way on my blog. Thanks for the kind time we spend together and the hitchhike to Keschan! All the best for you
bjoern