kümmert sich nicht ums Geld
Widerstrebt dort Schnee & Wind
erinnert wie denaturiert wir bereits sind.

Denn dies‘ schwarz-graue Federvieh
weiß einzuhalten seine Natur & wie!
Mit Ehrfurcht bestaunt man die Eleganz
schlicht & glänzend, ein federnder Tanz.

Krähend fliegt sie nun hinfort
hinterlässt Eindruck am kultivierten Ort
Viererlei paarweise, eine zarte Spur
bereitet den Weg zur inneren Kur.

Ihre Magie, weder gut noch schlecht
bezaubert den Erblicker zurecht
doch fälschlich zugeschrieben dem Dunklen
erkennt wer bereit ist selbst zu funkeln.

Kleine Schritte, großer Flügelschlag
ihre Silhouette mich ganz verwundern mag
Aves, Wirbeltiere, ihr Stammbaum
will mir voll Stau’n neue Brücken bau’n

Wie im Großen, so im Kleinen
möge alles Leben sich einen.


Foto: Conrad Amber (fotoarchiv.conradamber.com)

Eindruck vom Rand des Feldes

Wer sieht dieses Federvieh, das man seltsamerweise den Singvögeln zuordnet? Dort draußen, zwischen kultiviertem Süßgras zur Versorgung unserer Spezies mit Makronährstoffen, steht sie. Ein intelligenter, tief bohrender Blick, zunächst in die Ferne, dann auf das nächste Objekt der Begierde gerichtet. Ob dieses elegant fortbewegende Tier wirklich solche Lüste empfinden kann, dessen bin ich mir ungewiss. Trotzdem legt ihr Blick es mir nah.

Gemeinhin wird die Krähe, oder der Rabe dem Bösen zugeordnet. Ist ja klar – dunkles Erscheinungsbild, mystisch-krächzende Rufe und eine düstere Aura. Oberflächlich betrachtet scheint dies alles zu stimmen und auch bei Herr der Ringe kommen fliegenden Spione des dunklen Magiers Saroman als Krähenart daher. Hitchcock vermochte in „Die Vögel“ bereits Schaudergeschichten zu verbreiten, angedockt an Mythen und Märchen aus Mittelalter und davor. Doch vermag der freie Anblick dieses glänzend-feinen Tieres dort auf dem Felde all diese Eigenschaften garnicht in sich zu vereinen.
Doch freilich sei erwähnt, wie resilient die Krähe auch gegenüber dem Menschen sein kann. Selbst Angriffe auf Menschen scheut sie nicht, wenn man Ihrer Brut zu nahe kommt. Die wilde Krähe verteidigt sich mit größerem Radius als manch anderer Vogel, vielleicht deshalb die Häufung der düsteren Zuordnungen?

Was die Natur der Krähe zeigt

Jeder Wetterlage trotzend, kann sie dort stehen. Mir würde echt kalt werden bei dem Schneeregen, der sich auch schon mal über der Krähe auf dem Felde ergossen hat. Werte neu definiert. Das Wilde pulsiert, in jeder Lebenslage – das Kultivierte ruft derweil nach Schutz und Geborgenheit. Du machst mir das klar, liebe Krähe, dir gebietet gerade meine volle Anerkennung.

Mit diesem in Relation zum Körper doch wirklich großem schwarzem Schnabel, welch ein mächtiges Werkzeug, kann einiges vollbracht werden. So wirft diese schwarze fliegende Gestalt ihre erbeuteten Nüsse auf menschengemacht versiegelte Fläche, bis das nächste Unterschallgeschwindigkeitsgetöse anrauscht und eventuell die Beute knackt. Wirklich intelligent dieses Bürschchen. Diese Beobachtung erweckt in mir die Erinnerung, dass mal jemand im Studium meinte, Krähen können sich im Spiegelbild selbst erkennen. Eben nicht nur wild, diese Krähatur, auch gebildet.

Aufbau und Zerfall

Ich hoffe doch nicht eingebildet. Denn so manch ein stolzierender Krähenhahn scheint mir vom roten Teppich der Selbsteinbildung garnicht weit entfernt. Gleichzeitig mutet dieser Anmut in jedem Schritte, diese Wachsamkeit bis in die letzte Spitze der Flügelfedern hinein. Auch wenn dieses aufgebaute Bildnis gänzlich verstört werden kann, wenn eine Krähe beim Leichenschmaus erst einmal die Augen aushakt. Trotzdem: Auch diese Zersetzung des bereits Verstorbenen ist ein wichtiger Schritt im Kreislauf des Lebendigen. Ähnlich den Schimmelpilzen und Asseln, erscheinen uns diese Unappetitlichkeiten jedoch als ekelerregend und weniger elegant.

Dies vermag dann jedoch jeder Leser und jede Beobachterin solch phänomenaler Naturausgestaltungen selbst in sich auszutarieren. Gut und Böse können möglichweise übersetzt werden in hell und dunkel, aufbauend und zersetzend. Das zeigt mir der wache Anblick der Krähe auf dem Feld.


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