„Das hat Trump mal behauptet, das kann nur falsch sein!“ „Du schaust wohl noch im Mainstream, die lügen!“ Mit solch‘ platten Attitüden hat der Tag Struktur, der Feind ist klar. Nachdenken oder gar einfühlen ist nicht notwendig. Doch erschüttert es mich wieder und wieder, wenn es mir (von „allen“ Seiten) begegnet. Rechthaberei scheint wichtiger, als sich gegenseitig verstehen zu wollen oder gar eigene Irrtümer einzugestehen. Doch ist nicht genau dieses Verhalten jenes, welches wir uns vom anderen wünschen?

Aus diesem Grunde suche ich einen offenen Dialog. Kein Überzeugen wollen, missionieren oder gar verurteilen. Das findet sich bereits häufig genug im täglichen Dasein – vielmehr geht es um einen Grundstein für eine friedliche Gemeinschaft.

Wut, Zorn, Trauer – oft liegen sie so nah, wenn es mal wieder eine Auseinandersetzung bezüglich der Infektionsschutz-Maßnahmen der Politik gab. Doch in der eigenen Blase über die anderen zu sprechen oder aufs schärfste abzulästern führt nicht aus dieser Misere. Gerade hier in Münster (und auch Osnabrück) haben wir eigentlich ein geschichtliches Erbe, welches uns zum Gegenteil dieser misslichen Lage herausfordert: Weckt den Geist des westfälischen Friedens (1648) auf! Dieser wurde maßgeblich auf diplomatischem Wege erzielt, auch wenn natürlich weitere Faktoren, wie die Ermüdung aufgrund der Jahrzehntelangen Kriegserfahrungen, eine Rolle spielten. Diplomatie schön und gut, lasst uns doch einen heilsamen Schritt weiter gehen: Zum offenen Dialog!

Es braucht einen Rahmen

Das Ziel des offenen Dialogs ist nicht jemanden zu überzeugen oder gar Recht haben zu müssen. Es ist ganz bewusst keine Debatte oder Diskussion. Vielmehr lädt uns der Dialog ein, Perspektivwechsel einzunehmen, sein Wissen zu bereichern und eigene Positionen offen austauschen zu können. Damit kann eine Kommunikationsform geübt und praktiziert werden, welche elementar für eine lebenswerte Zukunft ist.

Die Methodik des offenen Dialogs kann verschieden praktiziert werden. In eigener Praxis hat es sich bewährt, einen Moderator/Mediator anwesend zu haben, der Kraft seiner Präsenz bereits die Richtlinien für alle Teilnehmer bewusst halten kann. Eine solche Mittlerfigur ist jedoch nicht notwendig.

Der Raum macht’s! Ein neutraler Raum, in dem sich die Anwesenden wohl fühlen, ist ideal. Das geht in der Realität oft nicht – teils muss der offene Dialog sogar online über Konferenzräume stattfinden. Hier ist alles möglich, hauptsache, die Teilnehmer einigen sich auf einen Raum. Weiterhin sind Wasser, Tee und „Brainfood“ (Nüsse, Trockenfrüchte…) wichtige Elemente der „Raumausstattung“. Der Geist des offenen Dialogs wird nämlich auch vom physischen Raum erleichtert, bzw. ermöglicht!

Wenn viele Teilnehmer (etwa ab 5) anwesend sind und es aufgrund der Thematik hitziger werden könnte, ist es sinnvoll eine begrenzende Redezeit einzuführen, an die sich jeder (!) zu halten hat. Die Redeerlaubnis kann dabei durch einen herumgehenden Redestab angezeigt werden, oder per Handzeichen stattfinden. Hier findet sich mit der Zeit und den teilnehmenden Charakteren die richtige Methodik.

Als sehr wertvoll hat sich eine stille Minute zu Anfang und am Ende (bei Bedarf auch als Pause inmitten hitziger Dialoge) herausgestellt.

Wie lange noch?

Ein offener Dialog mit angepeilten 90 Minuten Gesprächszeit, bei etwa gleicher Aufteilung auf die Teilnehmer, ist eine solide Basis. Bei Einvernehmen kann diese Zeit verlängert werden. Oft ist es so, dass bei kontroversen Themen (wie der Infektionsschutz-Politik) diese Zeit bereits genug ist.


Werte des offenen Dialogs

Dieses Forum wird umso wertvoller, wenn sich alle Teilnehmer auf diese Basis einlassen:

  • Respekt, Achtsamkeit, Fairness
  • Ausreden lassen
  • Maßvolle eigene Redezeit
  • Redner erhält uneingeschränkte Aufmerksamkeit (Ausnahme: Notizen machen)
  • Mobiltelefonfreier Raum
  • Draußen bleiben: Gewaltandrohung, Diskriminierung (etc.)

Neugierig? – Bist du bereit?

Egal, was du jetzt zu meinem Vorschlag eines offenen Dialogs bezüglich der Infektionsschutzpolitik denkst, ich frage dich: Was spricht wirklich dagegen?

Sich weiterhin gegenseitig als Schlafschaf oder Verschwörungstheoretiker zu diffamieren, kann jedenfalls keine Lösung sein. Viel interessanter ist doch: Wie können wir wieder aufeinander zugehen?

Dies ist eine offene Einladung an all diejenigen, welche sich auf die oben aufgeführte Methodik einlassen können. Für mich wäre bereits die alleinige Entstehung dieses Dialogs ein heilsames Zeichen. Ich stelle mich, sowohl als Teilnehmer, sowie als Moderator zur Verfügung, diesen Dialog zu ermöglichen.

Einen kühlen Kopf und ein warmes Herz


Bildquelle: www.pixabay.com (lizenzfreie Bilder)


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